Lehrbeauftragte: Doris Gerbig
Kompaktseminar, Vorbesprechung: Mi., 15.04.2015, 16.30-18.00 Uhr
Raum EG/1, Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie, Horner Weg 170, 22111 Hamburg
Fr., 22.05.2015, 09.00-16.00 Uhr; Sa., 23.05.2015, 09.00-16.00 Uhr
Fr., 12.06.2015, 09.00-16.00 Uhr; Sa., 13.06.2015, 09.00-16.00 Uhr
Raum EG/1, Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie, Horner Weg 170, 22111 Hamburg
Die vielfach positive Darstellung von und Bezugnahme auf Diversity Management, auch im akademischen Rahmen, führt zu einer bestimmten verklärten Sichtweise auf das Konzept selbst: DiM erscheint wie ein Ufo. Das wird anscheinend von internationalen (Multi-)Konzernen gesteuert. Da steigen wir jetzt alle ein und verlassen die Erde – also sprich, auch die Realität von sozialer Ungleichheit und Diskriminierung in unserer Gesellschaft. Wenn dann alle Ufos ihre DiM-Konzepte von der Kommandobrücke aus implementiert haben, dann kommen wir wieder zurück auf die Erde. Die Gesellschaft ist dabei quasi automatisch eine neue und schönere geworden: sie schätzt dann plötzlich Vielfalt und vormals Marginalisierte werden besonders wert geschätzt – sie weiß dann auch endlich, wie mit Differenzen umzugehen ist. Diskriminierung kommt nicht mehr vor. Klingt wie ein Märchen? Ist es auch! Vielleicht der erfolgreichste und populärste Mythos des Neoliberalismus. Seit wann denken wir eigentlich, dass Unternehmensstrategien die Gesellschaft positiv verändern können? Nicht mehr Regierungen und/oder die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen damit tragen die Verantwortung für die Herstellung von Chancengleichheit und den Abbau sozialer Ungleichheiten. Der Markt wird auch die soziale Ungleichheit schon richten? Wer daran glaubt, glaubt auch an die Zahnfee!
Die Gefahr, die besteht, wenn DiM eine derartige diskursive Hegemonie erreicht, liegt auf der Hand. Forderungen nach mehr Barrierefreiheit und mehr echter Chancengleichheit, nach weniger Diskriminierung und der Beseitigung von Rassismus, Sexismus, Ableismus (um nur einige der Machtkategorien zu nennen) klingen dann wie Anachronismen. Dinge, die nicht mehr gebraucht werden, in einer Gesellschaft, die vom DiM beseelt ist.
Vor dem Hintergrund der sozialen Tatsachen, denen wir heute und hier in Deutschland aber tagtäglich begegnen, muss diesem „Dornröschenschlaf“ entschieden entgegen gewirkt werden.
Dieses Seminar beschäftigt sich damit, auf den Boden der Tatsachen zurück zu kehren. Dabei globale Ausbeutungsverhältnisse statt „Globalisierungsmythen“ und gesellschaftliche Machtverhältnisse wieder in den Blick zu bekommen. Die „rote Pille“ heißt Intersektionalität. Mit diesem Konzept wird ermöglicht, Machtverhältnisse in ihrer Verwobenheit, durch alle Bereiche unserer Gesellschaft hindurch, zu analysieren. Theoretische Ansätze und praktische Einsätze sozialer Bewegungen bilden hier den Bezugspunkt, sowohl in der Entstehung des heute so genannten Konzepts als auch für die gegenwärtige Auseinandersetzung mit sozialer Ungleichheit.