Lehrbeauftragte: Doris Gerbig
Kompaktseminar, Vorbesprechung: Di., 05.04.2016, 12.30-14.00 Uhr
Raum EG/1, Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie. Stiftung Das Rauhe Haus, Horner Weg 170, 22111 Hamburg
Fr., 22.04.2016, 10.00-17.00 Uhr; Sa., 23.04.2016, 10.00-17.00 Uhr
Fr., 13.05.2016, 10.00-17.00 Uhr; Sa., 14.05.2016, 10.00-17.00 Uhr
Raum EG/1, Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie. Stiftung Das Rauhe Haus, Horner Weg 170, 22111 Hamburg
Intersektionalität ist ein in Deutschland noch immer wenig beachteter Ansatz im wissenschaftlichen Mainstream. Dieser ist auch in den sogenannten Geisteswissenschaften durch Theorien geprägt, die sich „objektiv“ überprüfen lassen müssen und darauf abzielen, Komplexität zu reduzieren. Leider werden diese zudem meist von Menschen produziert, die die eigene Rolle und Subjektivität in ihrem wissenschaftlichen Tun nicht anerkennen können oder wollen. Auch Gesellschaften, menschliches Verhalten und Machtverhältnisse sollen, objektiv betrachtet, messbar gemacht, analysiert und erklärt werden. Gerne wird in den Wissenschaften dazu von einer Art „machtfreiem“ Raum ausgegangen, in dem alle die gleichen Bedingungen oder Handlungsmöglichkeiten hätten. Phänomene wie soziale Ungleichheit, Rassismus, Sexismus, Ableismus (oder ganz grundsätzlich die Diskriminierung von bestimmten Menschen), „stören“ dabei nur, sowohl in der Theoriebildung als auch im akademischen Selbstverständnis.
Genau diese Phänomene sind aber Ausgangspunkt für intersektionales Denken. Einfache Erklärungen für dauerhaft anhaltende soziale Ungleichheiten tragen nicht, weder in der Tiefe noch in der Breite. Wie eine Person in der Gesellschaft positioniert ist, beeinflusst ihre Handlungschancen, selbst wenn diese Positionierung nicht endgültig und festgeschrieben ist. Die Positionierung selbst ist auch nicht einfach zu bestimmen, denn machtvolle Ungleichheitskategorien basieren aufeinander, verstärken sich, oder überlappen einander, je nach Kontext. So braucht es auch eine Betrachtungsweise, die dem gerecht werden kann. Intersektionalität als Ansatz und Anspruch, Machtkategorien in ihrer vielseitigen Verwobenheit miteinander zu denken, bietet diese Möglichkeit komplexer Analysen gesellschaftspolitischer Zusammenhänge.
So wird es in diesem Seminar darum gehen, Entstehung und Bedeutung von Intersektionalität nachzuvollziehen und dabei die entscheidenden Einsätze von sozialen Bewegungen kennen zu lernen. Es gilt auch zu hinterfragen, warum so häufig sowohl in gesellschaftlichen Diskursen als auch in der akademischen Wissensproduktion Normen (re-)produziert werden, die weder der Vielfalt noch der Komplexität unserer Gesellschaft standhalten. Dafür aber umso giftiger sind, für alle Menschen, die diese Normen nicht erfüllen können oder wollen. Und schließlich gilt es auch zu fragen, was passieren würde, wenn Intersektionalität in einem privilegierten und von weißen nicht-behinderten Menschen dominierten Raum, wie den deutschen Universitäten tatsächlich mehr Bedeutung erhalten solle.