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Kompaktseminar „Netzwerke zwischen Herkünften und Zielvisionen – Disability Studies und Inklusion“

Seminarleitung: Prof. Dr. Siegfried Saerberg

Vorbesprechung: 07. April 2020, 16.45-18.15 Uhr

Blocktermine: Do., 18. Juni – So., 21. Juni (Donnerstag 13.00-18.00 Uhr, Freitag/Samstag jeweils 10.00-17.00 Uhr, Sonntag 10.00-15.00 Uhr)

Alle Termine des Seminars finden in Raum EG 1 der Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie, Horner Weg 170, 22111 Hamburg

Vor gut 50 Jahren bereits definierte Erving Goffmann die normale Identität unserer Gesellschaft als einen weißen, mittelalten, nicht-behinderten, gut aussehenden, heterosexuellen Mann mit hoher Bildung, am besten Akademiker, der zudem gut Tennis und Klavier spielen kann und politisch engagiert ist und verheiratet ist und zwei Kinder hat.

Allerdings ist diese Setzung eher eine unter der Hand, sie ist stillschweigend. Hat sich dies geändert und wo genau liegen die Unterschiede? Identitätskategorien sind in der heutigen Gesellschaft längst nicht mehr verschwiegen:

Ich bin blind, Du bist gehörlos, sie ist lesbisch, jemand kommt aus Indien, jemand anderes ist Christ, es gibt Tiere, Pflanzen und Klimaphänomene, die Akteursstatus einfordern.

Und sie sind nicht mehr eindeutig: Aber bin ich nur blind – nicht vielleicht auch ein weißer heterosexueller Mann? Eigene Identität liegt also auf der Schnittstelle, den Kreuzungspunkten, verschiedener biographischer und sozialer Laufbahnen.

Das gleiche gilt für die Verortung von Menschen und Gruppen in einer sozialen Matrix. In den allermeisten Fällen sind Differenzkategorien wie Behinderung, schwarz, nicht heterosexuell, niedrige Bildung auch Benachteiligungskategorien. Sie zeigen Ungleichheiten im Verhältnis zur Normalität und zur Dominanzkultur auf. Sie ziehen auch radikal den universellen Geltungsanspruch solcher  Normalitätskonzepte in Frage.

Damit sind sie Lebenselixier einer diversen, zukunftsorientierten und global sich entwickelnden Gesellschaft.

Das Seminar bespricht dieses Thema sowohl auf der strukturellen Ebene soziokultureller Vorgaben als auch auf der lebensweltlichen Ebene von subjektiven Aushandlungsstrategien und Bewältigungstaktiken in Sinne von Resilienz, Resistenz und Agency.

Welchen Ausschlussmechanismen und Diskriminierungskomplexen sind Menschen ausgesetzt? Wie definieren sie sich ihre eigene, multiverse Identität und wie setzen sie dies in Handlungsstrategien um?