Veranstaltungsleitung: Jürgen Homann
Dienstags, 14-tägig, 18.00-19.30 Uhr, beginnend am 22.10.2024
digital via Zoom-Webinar, Zugangslink wird nach Anmeldung über die Homepage zeitnah vor Veranstaltungsbeginn gemailt
In der politischen Diskurslandschaft ist der Begriff der Zeitenwende allgegenwärtig. Krisenphänomene erschüttern die Gesellschaft bis ins Mark und lassen eine grundlegende Umwälzung bisheriger Realitäten vermuten. Es scheint, als hätte sich die Welt über Nacht in eine völlig andere verwandelt, in der die Vertraut- und Gewissheiten des Lebens zu verschwinden drohen.
Historisch betrachtet haben rechtspopulistische Strömungen stets von solch einschneidenden Ereignissen profitiert. Sie nutzen die Ängste und Sorgen der Menschen aus und versprechen gleichzeitig eine Rückkehr zu den vermeintlich besseren alten Zeiten. Für die „Studies“ stellt dies eine alarmierende Entwicklung dar. Ihre inter-, trans- oder gar postdisziplinäre ‚Disziplinlosigkeit‘, die auf gesellschaftliche Veränderungen abzielt, sowie ihre Nähe zu progressiven und emanzipatorischen sozialen Bewegungen machen sie zu bevorzugten Zielen autoritärer, rechtspolitischer Angriffe. Gender Studies, Queer Studies oder auch Disability Studies werden von dieser Perspektive aus nicht als ernsthafte wissenschaftliche Ansätze betrachtet, sondern als Instrumente politischer Indoktrination. Die „Studies“ hingegen betrachten Wissen und wissenschaftliche Erkenntnis weiterhin als Instrumente gesellschaftlicher Herrschaft und Kontrolle, deren Mechanismen im Hinblick auf die (Re-)Produktion sozialer Ungleichheit und Diskriminierungspraktiken kritisch hinterfragt werden müssen. Ziel ist es, insbesondere in den Bereichen Bildung und Arbeit allgemeine Gleichstellung, Zugänglichkeit, Partizipation, Antidiskriminierung und Chancengleichheit zu gewährleisten.
Um die Durchlässigkeit, Demokratisierung und Partizipation an Universitäten und Hochschulen zu fördern und gleichzeitig Solidarisierungsprozesse unter den „Studies“ zu unterstützen, haben Mitarbeiter*innen der AG Queer Studies sowie des Zentrums GenderWissen Hamburg und des ZeDiS im Jahr 2013 einen gemeinsamen Beitrag mit dem Titel „Intersectional Studies, Eine Praxis des ‚für Alle'“ verfasst. Dieser Beitrag sollte die Universitäts- und Hochschullandschaft revolutionieren. Universitäten und Hochschulen sollten im Sinne eines dialektischen Theorie-Praxis-Verständnisses zu beispielhaften Orten des gemeinsamen, gleichberechtigten Lehrens und Lernens werden, an denen diskriminierende, benachteiligende und ausgrenzende Praxen der Vergangenheit angehören. Ein „Lehrhaus für Alle“ sollte allgemein offene und zugängliche Diskussionsräume für unterschiedlichste Gruppen bieten und als Dach für Studienprogramme für „Intersectional Studies“ dienen. Heute, mehr als eine Dekade später, stellen wir uns die Frage: Was ist aus unseren gemeinsamen Zielen geworden? Ist es sinnvoll, im Sinne von Blochs konkreter Utopie weiterhin an ihnen festzuhalten? Welche Schritte müssten unternommen werden, um ihre Verwirklichung weiter voranzutreiben? Wie müssen wir die gemeinsamen Ziele im Kontext alter und neuer Bündnisse und Ansätze ggf. neu formulieren und an die Bedürfnisse der Zeit anpassen? Schließlich geht es darum, den „Studies“ Werkzeuge an die Hand zu geben, um der immanenten Gefahr zu begegnen, wiederholt in die Falle partikularer Interessenkonstellationen zu geraten, die die Erreichung der eigenen, ambitionierten Ziele unterminieren. Daher verfolgt die Veranstaltung das dezidierte Ziel, Allianzen innerhalb der „Studies“ zu stärken, um durch kollektive, solidarische Aktionen eine widerständige Gegenbewegung zu den erstarkten rechtspopulistischen Strömungen zu formieren und dadurch einen wichtigen Beitrag zur Konsolidierung und Förderung einer offenen, demokratischen, pluralistischen, sozialen und gerechten Gesellschaft zu leisten.
Termine und Vortragstitel folgen!